Gedanken u. Worte, die gut tun

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

„Prüfet aber alles und das Gute behaltet“

Paulus sorgt sich mit der Jahreslosung aus dem 1. Thessalonicher 5,21, dass den Thessalonichern und auch uns die „Hoffnungsflamme“ ausgeht, weil sie, weil wir herausfordernde Zeiten durchmachen.

 

Paulus wendet sich in zwei Briefen an die junge Gemeinde, die sich in der rasch wachsenden Stadt befindet. Thessaloniki ist damals schon eine große und bunte Hafenstadt, über den Seeweg kommen Menschen aus verschiedenen Ländern hierher, sie sprechen verschiedene Sprachen und bringen sehr unterschiedliche Lebensformen mit. Die Gemeinde wächst nach Paulus Weggang, sie wehrt sich standhaft gegen Anfechtungen, und darauf nimmt er auch Bezug.

Deswegen schreibt er an sie und an uns und erinnert an ganz praktische Fähigkeiten, um das Feuer des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung zu bewahren.

 

Es ist schon klar, es ist Gottes Geist, der uns zu Menschen mit Hoffnung macht. Und doch können wir beitragen diesen guten Geist nicht komplett auszulöschen. Hilfreich ist hierzu zunächst zu prüfen, was einem da begegnet. Sehr gegensätzlich Erscheinendes wie Wirkungen des Heiligen Geistes und kritisches Denken können Hand in Hand gehen.

 

Man stelle sich mal vor, wie das wäre: Erstmal zu prüfen. Nicht gleich Bescheid zu wissen. Nicht von Äußerlichkeiten auf das Innere zu schließen. Nicht von vornherein alles besser wissen. Und auch nicht zu wissen, was gut ist für die anderen. Oder viel zu einfache Lösungen für komplexe Probleme zu haben, sondern sich Zeit nehmen. Zuhören. Verstehen wollen. Tiefer durchdringen. Dann entscheiden und zustimmen oder abwehren.“

 

Paulus appelliert in seinem Text, tolerant zu sein. Er wünscht sich eine offene Gemeinde, die die Verständigung sucht. Aus dem Vers "Prüfet alles und behaltet das Gute" spricht eine große Gelassenheit.

Paulus sagt: Wir sollten uns Zeit lassen. Wahrnehmen, was wir sehen, hören oder fühlen. Die Vielfalt erkennen. Und dann können wir überlegen, was wir behalten wollen – und was dem Evangelium nicht würdig ist.

 

Nicht immer resultiert aus einem Check eine trennscharfe Aufteilung in „Gut“ und „Böse“. Doch da, wo uns der Geist Gottes erkennbar Gutes schenkt, sollen wir es mit beiden Händen festhalten. Paulus nutzt diesen starken griechischen Begriff, weil er weiß, dass Gutes und Liebevolles in der Regel schnell von negativen Erfahrungen überdeckt wird.

 

Lassen Sie uns im neuen Jahr Gutes im Gedächtnis verankern, dann kultivieren wir einen Erfahrungsschatz, der das Feuer der Hoffnung trotz all der Anfechtung und Herausforderung nähren kann.

 

Das wünsche ich uns auf all unseren Wegen im neuen Jahr unter Gottes Segen,

Ihre Dekanin Ingrid Gottwald-Weber